Freitag, 13. Februar 2015

Tagebuch einer Reise nach Afghanistan 1968 - Textauszug

Stiftung Studienkreis
Foundation for Mutual Understanding and Study Abroad (German Section of the International Student Movement for the United Nations)

Afghanistan – Gruppe 1968
Gudrun Eger (Soziologie), Klaus Gröhn (Pädagogik), Manfred Grotelüschen (Ingenieurswesen), Stephan Haas (Soziologie), Michael Hoffmann (Geographie/Politik), Lucie Mönnich (Jura), Achim Wolfram (Medizin) 

6. Februar bis 20.Juli 1968
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21. Juli 1968
Abflug von München.
./. Im Gegensatz zu den anderen bin ich eigentlich ruhig und erst die Turbinengeräusche auf dem Flughafen, kurz vor dem Abflug, lassen mein Herz etwas schneller schlagen. ./.
Dann waren nur noch Menschen mit dunkler Hautfarbe und fremder Kleidung zu sehen. Arabische Musik in der Super Caravelle. ./. Trotz der Aufregung bin ich innerlich ruhig, weil einem nichts anderes übrig bleibt, als sich dem Vogel anzuvertrauen und ihm solch einen Flug zuzutrauen. ./.

22. Juli (Montag)
./. Damaskus im Morgengrauen, herrliche Luft, angenehme Temperatur und ringsum helle, gelbe Hügel; kaputte Flugzeuge erinnern ebenso an den arabisch-israelischen Konflikt, wie die eben startenden russischen Migs.
Alles ist einfacher und ursprünglicher. Die Beamten kontrollieren unsere Flugtickets mit solcher Kennermiene, dass man meinen könnte, sie würden jeden Einzelnen von uns schon lange vom Hörensagen kennen. ./. Für Stunden fliegen wir nun über Wüste. Schon allein der Anblick dieser Ockerfarben in wechselnden Tönungen mit einem Hauch von Dunst überzogen, könnte einem den Schweiß aus den Poren treiben, aber die Wärme in unserer Kabine reicht. ./. Keiner von uns hatte den Namen “Daharan“ vorher je gehört und wir wussten auch nicht, wo es liegen müsste. Wie ein Tiger sprang uns die Hitze entgegen (42°). Wenig später noch einmal Landung in Dubai. ./.
Ankunft in Karachi, zusammen mit den inzwischen bunt gemischten Menschen. ./. Überall wurden wir angestarrt und Menschenmassen wimmelten um uns herum. ./. 
Jeder Quadratmeter ist voller Neuigkeiten. ./. Durch diese vielen neuen Eindrücke: Rom, Damaskus, Saudi-Arabien, Karachi und einen leeren Magen, fühlte ich mich zum Umfallen. ./. Wie die Familie im Hof, so schliefen wir auf den Schnurbettgestellen auf dem Dach auch im Freien.

23. Juli
./. Gegen 18:30 Uhr begann die “kleine“ Strapaze von 40 Stunden Eisenbahnfahrt. Beeindruckt hat mich auf dem Bahnhof die rot gekleidete (mit Turban) Gilde der Gepäckträger. ./. Schon am Bahnhof begannen die “Bottle-Geschichten“. 
In Unkenntnis der Tatsache, dass Coca-Cola-Flaschen hier mehr Wert besitzen als der Inhalt selbst, entschlossen wir uns, uns mit einigen Flaschen für die Reise einzudecken. Als dies die Verkäufer jedoch erkannten, leisteten sie erbitterten Widerstand und kämpften um jede Flasche; wir machten aus Spaß mit und freuten uns über die Menschenmenge, die teilnahmsvoll zuhörte. Schließlich wollte ein Verkäufer noch 2 Rupien mehr, die wir verweigerten, weil wir alles bezahlt hatten. Aber es war eben nur für die 2 leeren Flaschen, die ich irgendwo achtlos in einen Kasten gestellt hatte. Noch etliche Kilometer fuhren sie mit dem Zug mit, in der Hoffnung, doch noch Geld bekommen. Einige Stationen später: Ähnliches. Wir nahmen vier Flaschen mit und wurden an dem darauf folgenden Stopp des Zuges von einer Menschenmenge empfangen, von der sich wohl jeder Einzelne für die 4 Flaschen eingesetzt hätte. Eine Flasche war verloren gegangen, sie wurde gesucht und gesucht, an jeder Station von neuem, bis wir schließlich unsere Abteiltür schlossen und eine Rupie an einen Überbringer zahlten. Wir fuhren bald nur noch durch Wüste, es staubte entsetzlich und an den Bahnhöfen konnte man erkennen, dass die Gegend und die Bevölkerung ärmlicher und ärmlicher wurden.

24. Juli
Das änderte sich erst am 2. Tag gegen Mittag. Manchmal nahm die Landschaft dann sogar Marsähnlichkeit an. Trotz Staub und Hitze essen wir fleißig pakistanisches Essen und trinken gerade deshalb sogar Wasser, wir werden leichtsinnig. Durch völlige Aufgabe irgendwelchen Widerstandes gegen Staub und Dreck, bin ich in der Lage, mich sogar wohl zu fühlen und ich setze mich viel auf dem Boden an der offenen Wagentür des Zuges und beobachte die vorbeifließende Landschaft. ./.

25. Juli
./. Punkt 10:00 Uhr Eintreffen in Peshawar. Mit Pferdekutsche geht es zur Jugendherberge und dort wird geduscht, geduscht, geduscht. ./.

26. Juli
Um 5:00 Uhr wecken mich die Mücken und ich entschließe mich sofort aufzustehen. Mit meinem Schlafsack als Umhang mache ich einen Morgenspaziergang und freue mich über überraschte Gesichter bei meinem lässigen Salam-Gruss. ./. Das Gepäck wird aufgeladen und dann sind wir schnell am Khyber-Pass. Sieben Rupien für Gepäckaufladen wurden nicht bezahlt, um den gleichen Betrag als “Khyber-Tax“ kommen wir nicht herum. Die Berge sind für meine Begriffe viel schöner als die ebenfalls kahlen Berge in Griechenland, weil sie rauer und zerklüfteter sind. Gelbe bis braune Töne strahlen Wärme aus. Meine Begeisterung steigert sich mehr und mehr, denn ich hatte mir Afghanistan nie so schön vorgestellt. Nicht die Enge der Alpen sondern, bei gleicher Höhe, weite Hochebenen, die das Gefühl von monumentaler, majestätischer Größe vermitteln. Besonders gefällt mir der bruchartige Übergang von sattgrünen Wäldern und Wiesen zu tiefblauen Seen und ockerfarbenen Bergen. Mit fortschreitender Fahrtdauer wird die Reise immer lustiger. Die Afghanen sind freundlich gesinnt und laden uns zum Tee ein. Sogar Kabul-Wasser konnte ich trinken; als dann schließlich auch noch das Klima wesentlich besser wird, obwohl wir die Hoffnung schon aufgeben wollten, erreicht unsere Freude einen Höhepunkt.
Einfahrt nach Kabul: hochmoderne Fabriken neben alten Lehmhütten und man muss den Eindruck gewinnen, dass Afghanistan zum Schauplatz der Entwicklungshilfe geworden ist. Und immer wieder Erinnerungen an die gute alte Oma “Europa“: moderne Hochhäuser, breite Straßen, Glockengeläut. Wir sind fast etwas enttäuscht. ./.

27. Juli
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28. Juli
Die Möglichkeit, in ein Haus von einem DED-Mitarbeiter einzuziehen (wie es gestern Herr Ventzlaff andeutete) wurde um 10:00 Uhr geprüft und für gut befunden. Es ist eine großes Privileg, in einem angenehmen Wohnviertel Kabuls, in einem gepflegten Haus mit Garten und Rasen, umgeben von einer 2 Meter hohen Lehmmauer, wohnen zu können; und das auch noch kostenlos. Ich hatte Glück.
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Selbst die Beamten und Afghanen in hohen Positionen verdienen vergleichsweise wenig, etwa (umgerechnet) 500 DM pro Monat, ein Diener erhält 50 bis 60 DM pro Monat.
Man sieht sehr viele Ausländer, besonders Deutsche und ich bin froh, nicht fünf Jahre später gekommen zu sein, denn ich vermute, dass der Tourismus in Afghanistan ungeheuren Aufschwung nehmen wird. 
Am frühen Nachmittag ziehen Michael und ich um. Mir gefällt es in unserem Zimmer ausgezeichnet, ich genieße den großen Raum, die Einrichtung, den Balkon und vor allem den Blick. Die sanitären Anlagen sind gut.  ./.

29. Juli
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30. Juli
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31. Juli
./. Die deutsche Botschaft arbeitet langsam in punkto Schreiben für das Universitätskrankenhaus Aliabad und auch der Rektor muss noch gefragt werden. Also wird es wohl erst am Samstag mit dem Arbeitsbeginn etwas werden. ./.

1. August
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2. August
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3. August
./. Beim Dekan ließ man mich ruhig warten, ganze 2 Stunden lang, und kam nicht auf den Gedanken, mir nur zu sagen, dass er erst gegen 14:00 Uhr kommen würde. Aber umso schneller kam die Zusage von Dr. Karim. Ich könnte sofort anfangen, anfangen mit “zugucken“. Ein deutschsprachiger Arzt wurde mir vorgestellt, der mir die Frauenstation zeigte und die vielen Fälle erklärte: Schussverletzungen, Unfälle, Tuberkulose. Bei der Operation, der ich gegen Mittag beiwohnte, wäre mir, wenn ich nicht den Saal verlassen hätte, sicherlich schlecht geworden. Nachmittags war ich kaputt von der Hitze. ./. Als ich abends auf dem Balkon lag, spazierte ein Skorpion unter mir her, mit meinem Schuh erschlug ich das Tier.


4. August
Mein “Arbeitsplatz“ gefällt mir nicht. Ich habe das Gefühl, anderen “auf den Wecker zu fallen“ und stehe zu viel herum. Ich sehe auch keine Möglichkeit, wo ich mich nützlich machen könnte. Pfleger möchte ich nicht sein und Arzt bin ich noch nicht. ./.

5. August
Der Dienst in Aliabad geht mir derart auf die Nerven, dass ich mich entschlossen habe, ab nächste Woche nicht mehr hinzugehen, ./.

6. August
Es hat keinen Sinn, länger in Aliabad zu bleiben. Mit der Entschuldigung, ich hätte “Kabulitis“, fuhr ich heute nach der morgendlichen Besprechung nachhause ./.

7. August
./. In meiner Freude ließ ich Tschalk, das Pferd, satteln und ritt drei Stunden durch die Hochebene; gewaltig die Bergkette des Hindukusch, malerisch und unendlich primitiv die Kabulis am Stadtrand und die Nomadenzelte in der ausgedörrten Ebene. Ein ungutes, peinliches Gefühl empfand ich beim Durchreiten der engen Gassen und beim Anblick so vieler staunender, neidischer, ärmlicher Gesichter. Diese soziale Differenz ist auch für den besser Gestellten etwas Unerträgliches. Ich war stets darauf gefasst, mit Steinen beworfen oder angespuckt zu werden. ./.

8. August
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9. August
./. Mein zweiter Teppich wurde heute Morgen abgeholt und soll für 500 Afs einen neuen Kelim erhalten. Frau van K. verlor das hintere Nummernschild, aber hier macht das nichts, denn man kann sogar ohne Nummernschild fahren. Sie erzählte uns auch, noch nie hätte man von ihr Telefongebühren verlangt. Es gibt so viele Überraschungen in diesem Land: unsaubere Teetassen, dafür aber Schälchen zum Ausspülen, gebrauchte Strohhalme zur Coca-Cola, unorthodoxe Fahrweisen und über und über überfüllte Lorries.

10. August bis 13. August
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14. August
Ich kümmerte mich um die Kiste für den Transport der Teppiche etc. nachhause. In der Bank Milli schickte mich der Direktor zur Afghan-Europ-Comp., danach landete ich wieder bei der Transportfirma Militzer & Münch. Zweieinhalb Quadratmeter Teppich darf man umsonst mitnehmen. ./.

15. August
Aufregender Tag. ./. Die Kiste wurde gut verpackt. Schon morgens hatte ich das dumpfe Gefühl, dass das Verzollen nicht leicht sein würde und nahm mir deshalb einen freundlichen Herrn der Afghan-Europ-Comp. mit.
Das Innere des Gebäudes sah aus wie vor Jahrhunderten, zumindest stellte  ich mir das so vor. Überall Kisten und Ballen, meterhoch, zum Teil bis unter das Dach und davor, auf den Boden hockend, alte Männer mit langen Bärten. Ich hätte ein Foto machen sollen, doch meine Gedanken waren schnell woanders. Es stellte sich nämlich heraus, dass man zwar zweieinhalb  Quadratmeter Teppich zollfrei mitnehmen darf, aber eben nur zwei Stück. Mein dritter Teppich war also zu viel. Ich schrieb einen neuen Brief, auf dem zwei statt drei Teppiche angegeben waren, aber auch das nutzte mir nichts, denn bei der Kontrolle wurde natürlich der dritte Teppich gefunden. Ich packte ihn heimlich wieder ein und die Kiste wurde auch so vernagelt und plombiert. Jeder wollte Bakschisch und alles gaffte. Mir wurde unheimlich zumute, und ich sah schon alles schief gehen, als plötzlich die Kiste wieder geöffnet werden sollte, weil man gemerkt hatte, dass der dritte Teppich doch drinnen war. Ich ließ es nur zu, weil mir der Mann der Afghan-Europ-Comp. sagte, er wolle den dritten Teppich in seinem Büro wieder einpacken. Und so geschah es auch. Nach zweieinhalb Stunden wieder im Büro der Afghan-Europ-Comp. wurde die Plombe zerbrochen der Teppich verpackt und die Kiste erneut zu genagelt und (mangelhaft) plombiert. Hoffentlich kommt sie in Deutschland an.
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16. August
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17. August
./. Sie wurde verladen und ist nun auf ihrer Reise. Inch Allah kommt sie an. 
Noch nie ist mir so stark wie heute die Unsauberkeit hier aufgefallen; der Khyber-Fluss ist ein einziges Klosett, Häufchen an Häufchen, ebenso in den kleinen Gassen der Altstadt. Auch die Teetasse, die ich im Khyber-Restaurant vorgesetzt bekam, war wieder nicht abgewaschen, aber mir macht es schon nichts mehr aus, die Teetasse selbst auszuspülen und den Schluck Tee in meine Umgebung zu schütten, falls kein Napf dafür vorgesehen ist. ./.

18. August
./. Morgens machte ich einen Fotobummel durch die Altstadt. Nettes Erlebnis nebenbei: an einer Kreuzung musste ein 2CV eine Vollbremsung hinlegen, da ihm ein Wagen, trotz roter Ampel, in die Quere kam. Alles regte sich auf, nur der Polizist lachte und freute sich, dass nichts passiert war und dachte auch nicht daran, den Fahrer des Wagens, der das rote Signal übersehen hatte, zu ermahnen. Hier ist überhaupt vieles möglich: man fährt ohne Nummernschilder, klaut sich welche oder malt sich, wie Herr van K., das betreffende Schild selbst, wenn einem eins verloren gegangen sein sollte.

19. August
Habe ich den “Kabul-Koller“ oder stehe ich kurz davor?

20. August
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21. August
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22. August
Heute habe ich tatsächlich den “Kabul-Koller“. Ich hätte sie alle auf den Mond schießen können: den Pferdefutterverkäufer, der ab 5:00 Uhr pausenlos an das Gartentor bummerte, den Ober im Khyber-Restaurant, der sich stur stellte und mich nicht bediente und die Afghanen im Bus. ./.

23. August
Jashn-Fest. ./. Wir lachten und amüsierten uns über den Versuch des Militärs militärisch zu wirken. Kurz vor der Königsloge blieb sogar ein Wagen stehen. ./.

24. August
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25. August
./. Gleich vom Jashn-Feld aus setzten Michael, Stefan und ich uns in Marsch zum Logar-Tal und fanden uns früher als erwartet auf einem Internationalbus unter lauter staunenden Afghanen darüber, dass sich Europäer herablassen, oben auf dem Dach eines Busses Platz zu nehmen, wie sie selbst. Wir drei dagegen genossen die Aussicht und den Aufruhr, den wir erregten, königlich... 
Auf dem zweiten Bus, der uns ein Stück des Weges mitnahm, bekamen wir grünen Tabak, den man unter die Zungenspitze legen muss, angeboten. Er hatte auf uns eine berauschende Wirkung und wir lehnten weitere Angebote dieses “Genussmittels“ dankend ab. Beinahe wären wir bis Gardez und  weiter nach Pakistan mitgefahren, aber ./. mussten also etwas zurück. ./. Auf Lorries warten wollten wir nicht und wir entschlossen uns deshalb, zu Fuß weiterzugehen. Nach etwa einer Stunde wollten wir beinahe aufgegeben, ./. aber schließlich befanden wir uns doch wieder auf einem Wagen, weiter ins Logar-Tal hinein. Sollten wir umkehren ./.? Wir entschlossen uns für das Abenteuer und so kam es auch bald, dass wir hoffnungslos festzusitzen schienen. ./.

26. August bis 2. September
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3. September
Ich schlafe viel und versuche Energien für die Bus-Tour zu sammeln. Die letzten Dinge habe ich eingekauft und hoffe, dass wir gesund und pünktlich in Herat eintreffen, ./.

4. September
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5. September
./. Erst spät konnten wir unseren Wagen beladen, der tatsächlich kam. Ich hatte ja immer noch mit einer Panne gerechnet. Der Wagen sieht  verhältnismäßig stabil aus und auch unsere Sachen haben wir gut untergebracht, aber Herr van K. meinte nur lakonisch: »wenn Sie wie geplant durch den Hazaradschat kommen, gebe ich Ihnen eine Flasche Sekt aus.«

6. September
./. Der Wagen zog besser als erwartet über die Pässe und wir genossen die Aussicht vom Dach. Auch mit dem Fahrer sind wir sehr zufrieden; er fährt zwar nicht schnell, dafür aber vorsichtig. Dies ist auch sehr angebracht, denn der Wagen hat praktisch keine Bremse, eine Handbremse sowieso nicht und bei der Fußbremse muss der Fahrer auch erst drei bis fünf Mal “pumpen“.
Eine Verzögerung von etwa einer Stunde gab es, weil eine Lorry mit einer Brücke zusammengekracht war. Kurz vor Sonnenuntergang kamen wir gerade richtig, um uns noch die Rote Stadt, die von Dschingis Khan zerstört worden war, anzusehen und zu fotografieren. In Bamiyan wurde verhältnismäßig schnell der Zeltplatz, den Buddhas gegenüber, gefunden und die Zelte aufgebaut. Die gemeinsame Suppe aus dem Kochtopf schmeckte köstlich. Es war ein beeindruckender Ausblick.

7. September
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8. September
./. Die Piste führte durch Wüste und Wüstensteppe und in Band-e-Amir erinnerten uns die Berge sehr an den Grand-Canyon. Die Seen überraschten uns mit dem blauesten Blau unseres Lebens. Der schneebedeckte Koh-e-Baba immer im Hintergrund. Wie schön, dass wir schon vormittags angekommen waren. Auf der Sintermauer bauten wir unsere Zelte auf, wuschen uns und waren überwältigt von den majestätischen Felsengruppierungen. Ich sah mir außerdem ein Nomadendorf an und ging noch ein zweites Mal hin, um einem Baby den Fuß zu verbinden. Wie erwartet kam aber das halbe Dorf mit seinen “Wehwehchen“. Ich verteilte Vitaminpillen gegen alles.
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9. September
Eiseskälte, aber ein unvergesslicher Morgen. Die gefürchtete Strecke nach Panjab war tatsächlich sehr steil und schwierig, aber unser Bus schaffte alles ohne Mühe. 20 km hinter diesem Nest fanden wir wieder einen schönen Zeltplatz am Wasser. ./.

10. September
Mit dem Rauschen des Baches wachten wir auf. Vor den Zelten zog langsam Karawane hinter Karawane vorbei. Interessant waren auch die einzelnen Gesichter der Kamele, die sehr individuelle und auffallend menschliche Züge zeigten. Bald wäre uns fast ein Missgeschick passiert: Stefan musste dem Auto nachlaufen, wir glaubten ihn auf dem Dach des Wagens und waren ohne ihn losgefahren.
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11. September
Unser unglücklichster Tag bislang. Michael zog sich auf dem Dach eine Fleischwunde am Oberschenkel zu, als er im Fahren auf die Straße pinkeln wollte. Am Mercedes brachen zwei Federblätter und wir müssen vorsichtig fahren. Den Fahrern scheint das aber überhaupt nichts auszumachen, denn sie lachten sich halbtot und bauten dabei die Federn aus. Sie können ausgezeichnet improvisieren. ./.

12. September
./. Gegen 3:00 Uhr erreichten wir Sharak und mussten feststellen, dass eine Reparatur der Federn erst in Herat möglich ist und dass die Strecken nach Jam und Obek so schlecht sind, dass unsere Fahrer den Weg über Tulak und Shindand nehmen wollen.
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13. September
./. Ab und zu kreuzen winzige Juis unsere Straße und ein Zeltplatz schien in absehbarer Zeit nicht auffindbar zu sein. ./. Doch Allah war mit uns und gerade, als die Stimmung den Tiefpunkt erreicht hatte, fanden wir einen unserer schönsten Zeltplätze. Michael war völlig down und schlief sofort ein. Stefan und ich erlebte nach dem Abendessen noch ein Teehaus wie in 1001-Nacht.

14. September
Die Zeltnacht war vorüber und die Temperaturen wieder höher. Vor der Abfahrt lernte ich noch ein Nomadenzelt von innen kennen und saß mit den Besitzern beim Morgentee. 
./. Mit großem Hallo wurde die Asphaltstraße in Schindand begrüßt, die wir, eingestaubt wie Wüstenfüchse, gegen 14:00 Uhr erreichten.
Schon weitere 4 Stunden später kamen wir in Herat an. ./.

15. September
./. Am Abend wollten Stefan, Klaus und ich das große Rauchen in einer Teestube beginnen. Es gelang uns nicht, deshalb probierten Stefan und ich Haschisch auf unserem Zimmer aus. ./.Da wir nach der ersten präparierten Zigarette noch fast nichts spürten, nahmen wir mehr, denn wir wollten es nun genau wissen. Die Wirkung stellt sich dann auch augenblicklich ein. ./. Wir waren sanft im Schlaf hinübergedämmert. Morgens um 4:00 Uhr wachten Stefan und ich fast gleichzeitig auf. Wir fühlten uns nach dem Erwachen völlig normal.

16. September
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17. September
./. Mein Abflug von Herat war ein einziger Witz, über den ich leider nicht lachen konnte. ./. 
Zurück in Kabul, hatte ich ein Gefühl, wie wenn man nachhause zurückkehrt. Sogar den Schaffner im Bus kannte ich. ./.

18. September
Abreise. Alles klappte vorzüglich. ./. Der pakistanische Bus ist tausendmal besser als der Afghan-Bus; der Fahrer fuhr wie der Teufel. ./.

19. September
./. Ich entschloss mich, allein weiterzureisen und erst nach Srinagar zu fahren, ./.

20. September
./. Bis zur Grenze mit Taxi, von dort weiter mit einer Fahrradrikschah (Bezahlung: mein weißes Hemd). Interessant: das viele Militär, das Umladen der Waren an der Grenze, die üppige Vegetation im Gegensatz zu Afghanistan.
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21. September
Fast hätte ich verschlafen und den Bus um 6:30 Uhr nach Jammu verpasst. ./. Jeder konnte zusteigen und aussteigen, wann er wollte, es wurde also eine irre lange Fahrt. ./. Die Fahrt dauerte lang und länger und schien zum Dach der Welt zu führen. Mir drehte sich bald der Magen um, angesichts der vielen Erdrutsche und dem laufenden Gegenverkehr von Lastwagen des Militärs. Übernachtet wird in irgendeinem Himalaja Dorf. ./.

22. September
./. Meine Reiselust war an einem Tiefpunkt angekommen. Erst die Bootsfahrt in Srinagar zum Hausboot “Highland-Queen“ munterte mich wieder auf. 
./. Die Seen mit den vielen Hausbooten, die majestätischen Berge im Hintergrund, ich kann es kaum glauben, dass ich im Himalaja bin, es ist wie im Märchenland. ./.

23. September
Großer Einkaufstag. ./. Alle sind unwahrscheinlich versessen auf europäische Kleidung, Uhren, etc. Aus diesem Grund konnte ich abends einen guten Handel abschließen. Mir machte es viel Spaß, meine alten Kleidungsstücke gegen Ketten und Armbänder zu tauschen. ./.

24. September
Da ich eine Menge Geld ausgegeben hatte, entschloss ich mich, doch einen  B-Class Bus zurück nach Jammu zu buchen. ./.
Noch vor der Fahrt hörte ich von einem abgestürzten Bus, später sahen wir ihn. Und wir fuhren mit einem schielenden Fahrer, der vor der Abfahrt ein Stoßgebet zu seinem Götzenbildnis machte und abends, als er mit Standlicht fahren musste, weil nichts anderes ging, demselben Bildnis zwei Räucherstäbchen opferte. Vielleicht haben die ihm geleuchtet, denn ich bin doch heil angekommen.

25. September
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26. September
Mitten in der Nacht kam der Kontrolleur und weckte alle, um die Karten zu sehen. Ich hatte mich oben in das große Gepäcknetz, wo eigentlich die Koffer hingehören, zum Schlafen gelegt. Oft ging der Kontrolleur hin und her und blieb dann gerade neben mir stehen. Ich tat so, als sei ich in Tiefschlaf und drehte ihm mein Ausländergesicht zu. Warum er mich nicht “weckte“, weiß ich nicht, jedenfalls war mir sehr mulmig. War es, weil ich Ausländer war, oder hatte er genügend Probleme mit seinen Landsleuten?
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27. September
Ich habe einen Milchladen entdeckt und genieße nach zweieinhalb Monaten endlich wieder dieses köstliche Getränk. ./.

28. September
Abreise aus Delhi. Ich genieße die Stadt wie bisher, das Leben und Treiben und die Atmosphäre, ohne den Denkmälern nachzurasen, was mich bei dieser Hitze und den Entfernungen nur fertig gemacht hätte. ./.

29. September
./. Temperatur in Lahore 45 Grad.

30. September
Keine Woche mehr bis Deutschland. 

1. Oktober
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2. Oktober
./. Ich leistete mir dann die klimatisierte Fahrt nach Karachi in der 1. Klasse der pakistanischen Eisenbahn; es war eine Wohltat und der Service ausgezeichnet.

3. Oktober
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4. Oktober
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5. Oktober
Der Strand an das Meer hatten mir gestern so gut gefallen, dass ich heute noch einmal hinfuhr und dort am Strand das wohl schönste Pferdeerlebnis meines Lebens hatte. Einige Stallburschen von superreichen Pakistanis führten dort mehrere Pferde aus, damit sie genügend Bewegung haben. Es waren herrliche, große schwarze Pferde. Sie fragten mich, ob ich reiten wollte, natürlich wollte ich. Und so ritt ich mit einem der schwarzen Pferde ohne Sattel am sonst menschenleeren Strand und ging mit dem Pferd auch ziemlich tief ins Wasser, die waren es offenbar gewohnt. Ein herrliches Gefühl mit einem Pferd im Wasser zu sein.
Abends Abflug nach München.

6. Oktober
Ankunft in München; eine große innere Umstellung ist nötig, nicht zuletzt v.a. auf die in Deutschland so ansprüchliche Gesellschaft.

PS:
Die Kiste kam nach  3 Monaten unbeschädigt gut erhalten an; sie  war über die damalige Sowjetunion per Bahn zur Ostsee geschickt und von dort nach Hamburg verschifft worden. Ich erhielt dann einen Anruf vom Zoll des Frankfurter Flughafens und holte sie dort ab. Der Zollbeamte war sehr nett und machte eine “Nacht-und-Nebel-Abfertigung“.


Wenn du das vollständige Tagebuch lesen möchtest, kannst du es unter folgender E-mail anfordern:

reisenundvielmehr@yahoo.de





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