Sonntag, 12. Juli 2015

Battista Acquaviva / Korsika


Ich saß wieder in meinem Lieblingsrestaurant “La Régence“ in Vence und sah sie schon von weitem, und das war keine Kunst, denn sie hat eine Aura, die sofort auffallen muss. Sie kam mit ihrem Instrument unter dem Arm. Als sie sich dann

mit ihrer Begleiterin an den Nebentisch setzte, war ich beeindruckt, und das war auch nichts Besonderes, denn sie beeindruckt einfach alle. 



Bei so viel Aufmerksamkeit, die sie erhielt, wurde ich natürlich neugieriger, wir kamen ins Gespräch und ich erfuhr, dass sie eine Sängerin ist und gerade an dem Wettbewerb “The Voice of France“ teilgenommen hatte und am Nachmittag im Espace Culturel, gleich gegenüber vom Restaurant, singen würde. Ich hatte Zeit und hörte mir ihren Gesang an, eine Stimme wie von einem anderen Stern; und auch bei diesem Eindruck bin ich nicht allein.
Ihr Instrument ist eine Cetera (korsisch für Cistre), ein Zupfinstrument aus ihrer Heimat Korsika, eine Variation der Laute, das wahrscheinlich im 15. Jahrhundert erstmals auftauchte.


Bild einer besonderen Cistre
Bei Wikipedia habe ich später gelesen, dass Battista Acquaviva eine korsiche Sängerin ist, ein Mezzosopran mit Koloraturen von einer Reichweite von über drei Oktaven. Als Tochter des korsischen Schauspielers, Musikers und Musikwissenschaftlers Nando Acquaviva erhielt sie von ihrem Vater Musikunterricht und wuchs in L’lle Rousse in Korsika auf. Als “voix de sifflet“ bezeichnete der Ethnomusikologe Bernard Lortat Jacob ihre Stimme, die inzwischen Gegenstand wissenschaftlicher Analysen eines Pariser Labors auf den Klang und die menschliche Stimme hin ist. Ihre Stimme wird von der Zeitung Corse-Matin als eine der “unglaublichsten Stimmen von Korsika“ bezeichnet.
Neben dem Unterricht durch ihren Vater erhielt Battista schon früh Meisterkurse bei Guillemette Laurens und Unterweisung in Gesangstechnik bei Martine Viard sowie Unterricht bei der arabo-andalusischen Sängerin Amina Alaoui. Battista studierte zehn Jahre klassische Violine unter der Anleitung eines Tutors. 
Von Caroline Bourgine 2005 bei France Culture hervorgehoben, sang sie ein Duett im Jahr 2008 mit dem berühmten korsischen Sänger Antoine Ciosi. Seine Shows mit traditioneller korsischer Musik "Canti Corsi" (2010) und "Die Flügel der Stimme" (2012) machten sie in Frankreich bekannt. Bald war Battista als “die korsische Stimme“ für Kreationen  in Quebec, in Österreich und Russland gefragt. Die Wurzeln der traditionellen Musik als permanente Inspiration beibehaltend, war sie Gast bei mehreren zeitgenössischen Musik-Shows wie "Sound Ritual" oder "Chromotopia" von Victoria Coeln im Stephansdom in Wien.



2012 wurde sie vom französischen Pianisten und Jazzman armenischer Herkunft André Manoukian entdeckt, mit dem sie im selben Jahr Aufführungen im Theater von Bastia, das sie bereits gut kannte, machte.
Ihre Sopran-Koloratur erlaubt es ihr, lyrische Melodien wie "Die Vögel in Charmille" in Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach, die Rolle der Olympia und "Die Nachtigall" von Alabiev zu interpretieren. Im Jahr 2013 wurde Battista in dem Buch "50 Hits, über die Geschichte des korsischen Lied" erwähnt für ihre Interpretation des korsischen Liedes Dio vi Salvi Regina. Sie wird in ihrem letzten Album "Canti Corsi" (2012) von einem Chor von Männern begleitet, darunter Cecce Pesce mit seinem Bruder Mai Pesce (dem berühmten korsischen Tenor) und Jean-Marc Bertrand aus der großen Korsen Gruppe "I Ghjami Aghjalesi" und "Voce di Corsica". Seit August 2012 gibt sie regelmäßig Konzerte mit dem Gitarristen, Komponisten und Arrangeur Cecce (François) Pesce, Gründungsmitglied der Gruppe "I Chjami Aghjalesi" und sie ist regelmäßig Co-Direktorin von korsischen Gesangsmeisterklassen mit ihrem Vater in Korsika und Belgien. Zu Hause, in Korsika, ist sie regelmäßig in Radio-Shows, TV-Shows und Festivals zu Gast. 
Battista Acquaviva nahm an der 4. Staffel der “Voice of France“ teil. Bei den dortigen “blind auditions“ sang sie “Psalm Davids“, ein traditionelles Lied aus Korsika. 

Klicke hier, um die "blind audition" von Battista zu hören.

Sie qualifizierte sich für das Halbfinale und scheiterte dort, meines Erachtens, weil sie ihrem Stil treu blieb und im Halbfinale am 18. April 2015 mit "Ave Maria" von Franz Schubert auftrat, das repräsentierte natürlich nicht den geschmacklichen Mainstream der Zuschauer, die immer zu 50% entscheiden, wer weiterkommen soll.
Nach dem Ausscheiden teilte Battista über soziale Netzwerke einen Auszug aus ihrem zukünftigen Musikprojekt mit. Dabei handelt es sich um das Lied “Psalm des David“, das sie auch anlässlich der “blind auditions“-Anhörung zu Beginn ihrer Teilnahme an “The Voice of France“ gesungen hatte. Diese CD trägt den Titel “Les Chants de Libertés“ (Lieder der Freiheit) und kam  am 1. Juni 2015 in den Handel.

Wer auch das Halbfinale sich anhören möchte, findet ein knapp 2-stündiges Video auf youtube.

1 Kommentar:

  1. Hallo Achim, der Psalm Davids ist wirklich wunderschön gesungen! Ich kannte den Namen dieser Sängerin bisher nicht. Eine sehr schöne Verbindung zwischen Kunst und einer Art von Spiritualität. Ich finde, dass sie in so einem populären Fernsehformat weit gekommen ist, ist Beweis genug, dass Battista etwas Besonderes ist und dass auch andere Menschen so empfunden haben. Toll, dass Du sie sogar persönlich treffen konntest! Danke für Deinen schönen Bericht und viele Grüße

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